Die Beschneidung ist ein operativer Eingriff an den Genitalien der Mädchen und Frauen. In Mali ist vor allem die "Excision" verbreitet, eine Form der Mädchenbeschneidung, bei der Klitoris und kleine Schamlippen entfernt werden. Engagierte Malierinnen sprechen bei dieser kulturell verwurzelten Praxis auch von Genitalverstümmelung. Eine Tendenz ist, dass bereits mehrere Monate alte Kleinkinder beschnitten werden. Die Folgen sind lebenslang zu ertragen und mit gesundheitlichen Risiken verbunden - z.B. Infektionen, Inkontinenz, Zystenbildung, Hämorrhagien bis zur Verblutung, Komplikationen bei der Geburt und eine höhere Mütter- und Säuglingssterblichkeit.
Über diese potentiellen Folgen der Beschneidung informiert die malische Frauenorganisation AMSOPT die Bevölkerung in fünf Dörfern bei Dioila. Dort - etwa 150 km von der Hauptstadt Bamako entfernt - sind laut den Ergebnissen einer Studie 99% aller Frauen beschnitten. Auch die Rate der Mütter- und Säuglingssterblichkeit liegt über dem Durchschnitt.
Mit der Informationskampagne, die seit 2005 von der LAG Mali unterstützt wird, sollen die Dorfbewohner überzeugt werden, diese Praktik langfristig aufzugeben. AMSOPT verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz: Männer und Frauen, Alt und Jung, sowie religiöse und dörfliche Autoritäten werden in die Kampagne einbezogen. Denn die Beschneidung - bisher gelten nur beschnittene Mädchen als heiratsfähig - ist nicht nur eine Angelegenheit der Frauen.
Eine engagierte Fachkraft fuhr regelmäßig in die Dörfer und setzte bei zahlreichen Diskussionsrunden und Hausbesuchen Bildmaterial ein. Vertreter unterschiedlicher sozialer Gruppen aus den fünf Dörfern nahmen an organisierten Workshops teil, die mehrere Tage dauerten. Die dabei erworbenen Kenntnisse gaben die Teilnehmer als Multiplikatoren in ihren Dörfern weiter. Parallel dazu wurden zahlreiche Radiosendungen zum Thema ausgestrahlt.
Das Ergebnis nach bereits einem Jahr war, dass im Jahr 2005 kein Mädchen in den fünf Dörfern beschnitten wurde. Dieser Erfolg des Projektes ist erstaunlich, denn immerhin handelt es sich bei der Beschneidung um einen Initiationsritus der in der traditionellen Kultur bestimmter Völker in Mali verankert ist. Auch benachbarte Dörfer wurden auf das Thema aufmerksam und interessierten sich für detaillierte Informationen.
Dank einer großzügigen Spende der Franz Beckenbauer Stiftung konnte das Projekt im Jahr 2006 fortgesetzt und auf weitere fünf Dörfer in der Region ausgedehnt werden. Die Strategie orientierte sich an den erfolgreichen Erfahrungen des Vorjahres. Zusätzlich wurden zwei Tourneen einer örtlichen Theatergruppe in den zehn Dörfern organisiert. Beim Projektbesuch zum Jahreswechsel 2007 erklärte der Dorfchef von Diondougou feierlich, dass in seinem Dorf kein Mädchen mehr beschnitten werden soll. Laut dem letzten Abschlussbericht vom August 2007 haben sich inzwischen 2 Dörfer offiziell gegen die Beschneidung ausgesprochen. Dies ist auch der Fall bei einzelnen Familienklanen. In weiteren fünf Dörfern wurde in diesem Jahr keine Excision praktiziert. Die Frauen suchen bei Komplikationen häufiger das örtliche Gesundheitszentrum in Dioila auf, mit dem eine enge Kooperation besteht.
Trotz der ermutigenden Ergebnisse ist es notwendig, das Erreichte zu stabilisieren und den Dialog fortzusetzen. Nachdem sich die jungen Frauen auch in Nachbardörfer verheiraten, sollten weitere umliegende Dörfer in die Aktivitäten integriert werden. Deshalb plant die LAG Mali eine Verlängerung und Erweiterung des Projektes.
Partnerorganisation: AMSOPT